Der Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen stellt eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar – insbesondere mit Blick auf eine sichere und zukunftsorientierte Trinkwasserversorgung. Dies betrifft die land- und forstwirtschaftliche Flächenbewirtschaftung sowie den Gewässerschutz.
Ein zentrales Ziel ist es, Stoffeinträge in das Grundwasser bereits an ihrer Quelle zu minimieren. Grundwasser ist Teil des natürlichen Wasserkreislaufs: Es entsteht überwiegend aus Niederschlagswasser, das durch den Boden und das Gestein bis in die sogenannten Grundwasserleiter sickert – das sind durchlässige Gesteinskörper, die über Hohlräume verfügen und somit in der Lage sind, Wasser weiterzuleiten. Grundwasser ist damit die wichtigste Ressource für die Trinkwasserversorgung in Deutschland – so auch bei uns in Hameln. Hier stammen 100 % des Trinkwassers aus Grundwasser.
Seit rund 130 Jahren stehen die Stadtwerke Hameln Weserbergland in ihrem Versorgungsgebiet für eine sehr hohe Trinkwasserqualität und betreiben dafür seit 36 Jahren vorbeugenden Trinkwasserschutz in enger Kooperation mit den Landwirten der Region.
So fand am Sonntag, 22. Juni, wieder die traditionelle Feldbereisung unter dem Motto „Mit KI zum präzisen Pflanzenschutz – Perspektiven für den nachhaltigen Trinkwasserschutz“ statt. Stadtwerke-Geschäftsführerin Susanne Treptow und Landwirt Friedrich Hake in seiner Funktion als landwirtschaftlicher Sprecher haben die Maßnahmen des vorbeugenden Trinkwasserschutzes vorgestellt und sich mit den zahlreichen Vertretern aus der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, des Naturschutzes, der Kommunalpolitik sowie zuständiger Fachbehörden über die zukünftigen Herausforderungen ausgetauscht.
Die sich stetig verändernden Eigenschaften der Böden und der Umwelt belasten zunehmend in Form von sogenannten Metaboliten das Trinkwasser. Solche Stoffe entstehen ähnlich wie beim Stoffwechsel im menschlichen Körper, allerdings hier durch chemische und biologische Prozesse im Boden. Die enge Verzahnung zwischen der landwirtschaftlichen Nutzung, dem Vorkommen solcher Rückstände und der Trinkwasserversorgung zeigt, dass es eine kontinuierliche Beobachtung und wissenschaftlich fundierte Bewertungen dieser Stoffe braucht.
Für die Hamelner Wasserversorgung erreichen die Stadtwerke dies durch die bewährte Kooperation mit den Landwirten im Wasserschutzgebiet: „Der Nitratwert des Hamelner Trinkwassers beispielsweise liegt mit 23 Milligramm deutlich unter dem Grenzwert von 50. Damit zeigt sich, dass nachhaltige Wassergewinnung und der gelebte Austausch mit den Landwirten vor Ort der richtige Weg sind. Sauberes Trinkwasser von hoher Qualität aus eigenen Quellen in nahezu unbegrenzter Menge ist ein wertvoller Schatz und gleichzeitig eine Verantwortung, den Wasserhaushalt nachhaltig zu pflegen“, informierte Treptow gleich zu Beginn bei der Besichtigung des Wasserwerks II zur Bedeutung von nachhaltigem Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz für die Grund- und Trinkwasserqualität.
KI im Pflanzenschutz – für gesündere Lebensmittel und gutes Trinkwasser
Angesichts der Folgen des Klimawandels mit zunehmendem Wassermangel sind innovative Lösungen von entscheidender Bedeutung.
In einer zukunftsweisenden Initiative für Umweltschutz und nachhaltige Landwirtschaft setzen landwirtschaftliche Betriebe gemeinsam mit den Stadtwerken Hameln Weserbergland, weiteren Wasserversorgern der Trinkwasserkooperation IG Weser sowie dem beratenden Ingenieurbüro Geries auf modernste Technik, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Wasserschutzgebiet weiter zu reduzieren.
Kernstück dieser Technik ist der sogenannte Spot Sprayer – ein Gerät, das mithilfe künstlicher Intelligenz Unkraut gezielt erkennt und behandelt. Gespritzt wird nur dort, wo es tatsächlich nötig ist. Dadurch wird die Belastung der sensiblen Wasserschutzgebiete erheblich verringert: Im angelegten Demonstrationsversuch auf einer Fläche des Landwirts Ludwig Meyer konnte gezeigt werden, dass mit dem Spot Sprayer bis zu 80 % der Pflanzenschutzmittel eingespart werden können – bei vergleichbarer Wirksamkeit.
„Anstelle herkömmlicher Pflanzenschutzspritzen, die großflächig arbeiten, bietet mir der Spot Sprayer eine punktgenaue Applikation direkt am Unkraut“, erläutert Meyer. „So kann die Menge eingesetzter Mittel deutlich reduziert werden – ohne Einbußen bei der Wirkung.“ Wegen der aktuell noch hohen Investitionskosten rechnet sich der Einsatz des Spot Sprayers bisher vor allem nur im Sonderkulturanbau. Deshalb unterstützt die Kooperation IG Weser und damit die Stadtwerke Hameln Weserbergland als einer der Kooperationspartner seit dem Frühjahr 2025 den Einsatz in den Kulturen Zuckerrübe, Mais und Raps finanziell. „Die Förderung der Mehrkosten ist ein wichtiger Schritt, um diese zukunftsweisende Technik auch im Ackerbau praxistauglich zu etablieren“, erklärt Felix Meier-Söffker vom Ingenieurbüro Geries.
Landwirt Andreas Rieke erläuterte an seiner Fläche am Hellbach darüber hinaus anschaulich die Funktion von Gewässerrandstreifen, die wichtig für den Schutz der Gewässer und die Artenvielfalt sind. Gewässerrandstreifen dienen als Pufferzone zwischen Landwirtschaftsflächen und Gewässern, filtern Schadstoffe und bieten Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Durch die Anlage und Pflege von Gewässerrandstreifen kann die Wasserqualität verbessert, Erosion reduziert und die Artenvielfalt gefördert werden.
Und nicht zuletzt ist Wasser auch ein Freizeitthema – auf Hof Ludwig Meyer stellte Karl-Friedrich Meyer den aktuellen Stand zum Projekt „Tündernsee 2030“ vor. Der geplante Tündernsee, der aus mehreren Kiesabbauteichen besteht, wird bis spätestens zum Jahr 2030 zu einem attraktiven Wassersport- und Naherholungsareal ausgebaut. Er befindet sich zwischen dem nördlichen Rand der Ortschaft Tündern, der Weser, dem Industriegebiet Süd und der Kreisstraße 12 und soll viele verschiedene Möglichkeiten im Bereich Sport, Freizeit und Erholung bieten.